Sonntag, 13. März 2011

Am Freitag fand eine Veranstaltung des Archivs für Baukunst statt, die sich mit dem fortschreitenden Verlust bäuerlicher Baukultur und Möglichkeiten, dem entgegen zu steuern, statt. Von Christoph Hölz und Walter Hauser wurde dazu eine Broschüre herausgegeben, die gute Beispiele der Revitalisierung aus Tirol (Nord und Süd) zeigt.
Im Zuge der Veranstaltung wurden mehre Vorträge gehalten. Der wesentliche Schluss, der für mich aus den dargelegten Problemstellungen und -lösungen zu ziehen ist, ist dass unser ästhetisches Empfinden angesichts der Kulturlandschaft wesentlich davon beeinflusst ist, ob dieses Landschaft (und die darin befindliche Architektur) in einem menschlichen Maßstab umgesetzt wurde.
1 Stunde und 45 Minuten  (mit Bahn und Bus) von Innsbruck entfernt scheint die Welt noch in Ordnung: Stanggerhütten, wie sie schon seit Jahrhunderten gebaute wurden, in Obertösens.
Bei großräumiger Betrachtung ist es allerdings gleich zu Ende mit der Idylle…..„Elefantentampons“ (Siloballen), Zersiedlung ehemaliger Landwirtschaftflächen  und das Tal beherrschender Lärm durch das Verkehrsaufkommen auf der Reschenstraße

Dieser menschliche Maßstab beschränkt sich aber nicht allein auf die Größe der Objekte sondern bezieht sich vor allem auf dem Energieverbrauch bei ihrer Herstellung.
Augenfällig wird das bei präsentierten Statistiken, aus denen Ersichtlich ist, dass ein dreistelliger Millionbetrag an Agrarförderungen in Südtirol in „Bodenverbesserungen“ investiert wird. Darunter versteht man nicht allein einen Bonitätshebung (zb. Bodentausch) sondern eben das Zuplanieren von Rainen, Feldgehölzen u.ä. um die Kulturlandschaft in eine für die immer größere werdende Traktoren taugliche Agrarwüste zu verwandeln.
Wenn man ermitteln würde, was unsere hochtechnisierte Landwirtschaft an Nährwert (in Kalorien gemessen) produziert und was sie gleichzeitig mit ihren Maschinen (in Kalorien gemessen) verfährt, so lässt sich nicht mehr leugnen, dass irgendetwas nicht stimmt. Wir essen schon längst Erdöl, auch wenn wir unsere Autos mit ein wenig Lebensmitteln füttern (letzteres ist, wie bereits mehrfach erwähnt, kontraproduktiv, wie es zuletzt auch eindrucksvoll in der aktuellen Ausgabe No. 11, 103.2011 der „Zeit“ beschrieben wird: Dirk Asendorf/Christian Tenbrock: „Ein Sack Weizen bis Hannover“, Biotreibstoff ist zu teuer und ineffizient um als Ölersatz die Mobilität zu sichern.).
Am eindrucksvollsten war daher abseits der kritischen Sicht, die man als Raumplaner darauf werfen muss, eine kleinen Südtiroler Firma (Harald Haller, ein Volkskundler, der Maurer wurde!), die alte landwirtschaftliche Bauten kauft, diese in mühevoller Handarbeit repariert (mir scheint mehr Hobby als Broterwerb) und dann als Ferienwohnungen vermietet. Letzteres ist natürlich wieder der Haken an der Sache. Doch augenscheinlich überzeugen diese Bauwerke besonders, weil sie mit den Materialien vor Ort und minimalen maschinellen Aufwand instand gesetzt wurden und trotz ihrer neuen Verwendung nichts mehr sein wollen, als sie bisher waren.
Hier schließt sich nun der Kreis mit den Vorträgen die in dieser Woche statt fanden und die sich doch auch mit diesem Thema befassten. Einerseits „Der Raum als energetische Konstruktion“ von Erich Raith und andererseits „Mythos Mobilität“ – ein Startvortrag von Hermann Knoflacher zum Autofasten, einer alljährlichen Aktion der Katholischen…. Beide Vorträge fanden unglücklicherweise zur gleichen Zeit statt. Da ich den Verkehrsplaner Knoflacher noch nie in einem Vortrag direkt gesehen hatte, zog ich diesen vor.
Knoflacher führt sehr viele Probleme, die wir heute haben (auch das eingangs genannte) auf die Omnipräsenz des Autos zurück. In der Fachwelt ist er Ziel der Kritik und wie mir scheint bemüht man sich, ihn wegen seiner extremen Positionen, nicht zu ernst zu nehmen, obwohl es den meisten Experten dämmert, dass die eigenen eingenommen Positionen ebenso extrem sind.
Auch meine eigene. Denn die Bahn mag als Alternative zu vielen „Autowegen“ gut sein (was auch Knoflacher nicht bestreitet). Letztendlich geht es aber doch ums Zufußgehen. Also die Reduktion unseres Energieniveaus.
Das gilt auch beim Computer.  Hier werde ich aber vorerst nur meine Internetverwendung zeitlich einschränken und versuchen meine Online-Präsenz auf eine Tag pro Woche(ohne Mail) einzuschränken. Mal sehen, ob das gelingt ;-)

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